Sie sind schon eigen, die Franken. Obwohl sie zu Bayern gehören, unterscheiden sie sich doch in Dialekt und Lebensstil ganz bewusst vom Rest des Freistaates. Das beginnt schon mit den rot-weißen Flaggen, die seit Juli 2012 nun auch offiziell ab Nürnberg gen Nord-Westen über den Zinnen jahrhundertealter, zauberhafter fränkischer Städte und Ortschaften wehen und die den Stolz auf die Eigenständigkeit des Landstrichs um den Roten und Weißen Main dokumentieren sollen. Und auch beim Essen kommt den Menschen zwischen Spessart, Odenwald und Fränkischer Alb eher Bratwürstel oder Schäufele, statt Weißwurst und Schweinsbarten auf den Teller. In den Gläsern leuchten neben bernsteinfarbenen Bieren, vor allem auch köstliche Weine in rot oder weiß.

EIN FRÄNKISCHER KLASSIKER: SCHÄUFELE UND KLOSS

EIN FRÄNKISCHER KLASSIKER: SCHÄUFELE UND KLOSS

Diese wunderbaren Tropfen gedeihen direkt vor der Haustür. Nördlich von Aschaffenburg ziehen sich die Fränkischen Winger Main aufwärts nach Würzburg und weiter bis hinüber zum Steigerwald. Bereits die alte Römer hatten hier ihre Rebstöcke auf teileweise sehr schmalen Terrassen an Hängen und Hügeln entlang des Flusses gezogen und schätzten die Früchte der sonnenverwöhnten Lagen. Seither hegen und pflegen Winzer hier ihre Weingärten. Besonders stolz sind die Franken auf den, für die Gegend so typischen Silvanern. Und nicht nur ihn füllen sie am liebsten in einen Bochsbeutel, einer besonders bauchigen Flasche, die sich die ausgeschlafenen Franken mittlerweile als Marke haben schützen lassen. Auch Rieslinge oder weiter nordwestlich Spätburgunder und Portugieser finden in Franken den Weg in die Flaschen und zeigen sich von besonderer Eleganz. Das liegt zum einen an den drei verschieden Böden auf denen die Rebstöcke dazu wachsen. Die beginnen mit dem extrem roten, also eisen- und mineralstoffreichen Bundsandstein, der besonders die Steillagen zwischen Aschaffenburg und Miltenberg prägt, gehen über in feinen Muschelkalk, der in Richtung Würzburg in der berühmten Lage „Stein“ zu finden ist und münden in Keuper, einer bröckligen Ton-Auflage, die sich weiter östlich in Richtung Steigerwald anschließen.

DIE MEISTEN WEINE WERDEN IM BOCKSBEUTEL ANGEBOTEN

DIE MEISTEN WEINE WERDEN IM BOCKSBEUTEL ANGEBOTEN

Zum anderen ist das besonders milde fast mediterrane Klima der Gegend förderlich für die Erzeugung dieser herrlichen Produkte. Weshalb bereits König Ludwig I. von Bayern Aschaffenburg zu einem seiner Lieblingsplätze erklärte: „Dies ist mein Nizza des Nordens“ soll er mal gesagt haben. Und so baute der Monarch 1840 bis 1848 sein Pompejanum genau hierher, als Reminiszenz an die einst ansässigen Römer.
Unweit von Aschaffenburg beginnt seit 1990 der touristisch erschlossene und wunderbar ausgebaute Rotweinwandersteig mitten durch die Weingärten der vielen kleinen Winzer. Rund 70 Kilometer lang und leicht zu bewältigen. Ausgehend von Großwallstadt können Interessierte in sechs Etappen bis nach Bürgstadt sich die Gegend vornehmlich zu Fuß oder mit dem Rad erobern. Links und rechts des Weges reift, was in den Fässern und Kellern auch Dank solcher Vorzeigewinzer wie Paul Fürst mittlerweile selbst international Weinliebhaber in die Gegend treibt. Und wer mag, dem sei es empfohlen sich in der einen oder anderen Kellerei selbst von der handwerklichen Kunst der Önologen zu überzeugen. Weingüter wie das der Stadt Klingenberg – Benedikt Baltes, oder in Miltenberg das Weingut Karl Steuer als auch die Kellerei Sankt Killian, und Vinotheken wie das Weinkulturhaus Bürgstadt, laden Besucher das ganze Jahr zu gemütlichen Verkostungen ein.

IN ASCHAFFENBURG BAUTE SICH OBERHALB DES MAINS KÖNIG LUDWIG DER I. SEIN „POMPEJANUM“

IN ASCHAFFENBURG BAUTE SICH OBERHALB DES MAINS KÖNIG LUDWIG DER I. SEIN „POMPEJANUM“

Wer sich jedoch mehr für die geschichtlichen Wurzeln der Region interessiert wird auch da nicht enttäuscht! Glücklicher Weise habe sich die einstigen Handelsplätze entlang des Mains ihren mittelalterlichen Charme erhalten. Eine dieser Städtchen ist das rund 9500 Einwohner zählende Miltenberg. Die „Perle des Mains“, wie die Einheimischen ihren Ort nennen, und ursprünglich ein Römerlager, wurde 1226 erstmals urkundlich als Besitz des Erzbischofs von Mainz erwähnt. Von da an entwickelt sich Miltenberg dank einer Furt durch den Main zu einem der wichtigsten Orte an der Handelsstraße zwischen Nürnberg und Frankfurt. Noch heute prägen liebevoll renovierte Fachwerkbauten das Stadtbild des Ortes. Und natürlich Schänken und Restaurants – wie es sich für einen so traditionsreichen Ort gehört. Wer dann nach einer ausgedehnten Stadterkundung in einem der Gasthäuser Platz nimmt, wird auch spätestens hier den köstlichen, fränkischen Spezialitäten verfallen.

MILTENBERG – GASTLICHES KLEINOD AM MAINUFER

MILTENBERG – GASTLICHES KLEINOD  AM MAINUFER

Published by Hanka

20 Jahre Erfahrungen als Redakteurin mit Schwerpunkt Reise, Genuss und Lebensart. Nach zehn Jahren Tätigkeit für das Nachrichten Magazin „FOCUS“ folgten diverse Vertretungen in unterschiedlichen Chefredaktionen und die Arbeit als Chefredakteurin des Lifestylemagazins „Vivida“ sowie der „Business Lounge“, „Business Lounge Travel“ und „Business Lounge Woman“. Daneben immer wieder Veröffentlichungen als Autorin in Special-Intrests wie „Reise und Genuss“ , „Fine“ etc.

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