Die Landschaft ist der Pfalz oder der Toskana gar nicht so unähnlich. Von der Topografie her, der Hügel wegen, bedeckt und leicht windig und unter 24° Celsius ist es auch warm (oder kalt, wie man es nimmt). Auch der orange-rote Ton des braunen Bodens ist noch unverdächtig. Bei der Anzahl der stattlichen Palmen weiß man dann allerdings schon, dass man nicht zwischen Ellerstadt und Landau, oder Siena und Montepulciano unterwegs ist, sondern auf direktem Wege zu den „Hua Hin Hills“ in Thailand.

EXOTEN – DIE WEINBERGE IN THAILAND

Und dann belegen etwa vier Tonnen gemütlich daher trottende, gelegentlich auch etwas laut trompetende dicke Haut, dass man in einer Gegend der Erde ist, wo Elefanten zu den Mitbewohnern gehören. Der, der gerade eine Touristin, samt Führer auf dem Buckel hat und beide umsichtig durch die Rebreihen schaukelt, heißt Pungwan und ist im besten Elefanten-Mannesalter von 35 Jahren. Eine Viertelstunde lang dauert der Ritt durch den Wingert. Und das hat nun wirklich kein anderes Weingut auf der ganzen Welt zu bieten, so der Prospekt der „Hua Hin Hills“. Bis vor einigen Jahren stapften hier noch Pungwans Ahnen, wilde Thai-Elefanten, zügellos durch das Gelände von „Baan Khork Chang“, dem „Elefantengehege“. So nennen es die Bewohner der fruchtbaren Landschaft in der Nähe des Badeorts Hua Hin, an der Westküste des Golfes von Thailand. Bilder von Dickhäutern, die im Weinberg arbeiten, sind liebenswert gestellte Motive für die Touristenwerbung. Und dass ein „Chang“ ein Holzfass durch den Wingert trägt, ist ebenfalls Weinbaufolklore. Die Kisten mit dem Lesegut werden sofort per LKW in die temperierten Kelter-, und dann in den hochmodernen kühlen Gärkeller verbracht. In der tropischen Hitze kann eine verfrühte Gärung des Leseguts dem späteren Wein schaden. .

IM KELLER HERRSCHT DIE MODERNE TECHNIK

Seit 2004 baut Siam Winery dort auf ca. 45 Hektar lehmigem Sandboden und Schiefer die Sorten „Colombard“, „Chenin Blanc“, „Muskateller“, „Sangiovese“, „Shiraz“ und „Temperanillo“ an. Zusammen mit den Erträgen aus einem weiteren, von schmalen Kanälen durchzogenen Anbaugebiet, den sogenannten „Floating Vineyards“ bei Samut Sakon nahe Bangkok, waren es im Jahr 2010 fast 400.000 Flaschen. Die letzten roten Trauben werden geerntet. In Minutenschnelle sind die Plastikkästen voll. Völlig vermummt schneiden die Frauen an diesem Märztag die Pergel ab. Sie wollen ihr Gesicht vor der Sonne schützen. Auch Tafeltrauben im Spalier wachsen dort. Sie taugen nicht für edle Tropfen, sondern liefern die Prozentpunkte für ein bei Thailändern höchst beliebtes Alkopop namens SPY. Die 90 Millionen verkaufter Flaschen pro Jahr haben sicher mit ihren Anteil daran, dass der Besitzer von „Siam Winery“, Chalerm Yoovidhya, der drittreichste Mann Thailands ist. Doch dessen eigentliche Gelddruckmaschine wird von Österreich aus hoch beschleunigt. Chalerm Yoovidhya ist der Erfinder der Kultbrause „Red Bull“. Die Lizenzgebühren aus dem Hause Mateschitz haben anfangs auch das Projekt „Siam Winery“ finanziert.

LEHMIGER SANDBODEN BESCHERT WEICHE WEINE

Bei „Siam Winery“ wird auch Deutsch gesprochen.Kathrin Puff (32), gebürtige Krefelderin, hat Weinbau an der Hochschule in Geisenheim studiert. Erfahrung und Anerkennung erwarb sie in Spanien, Italien und Neuseeland, wo sie Kellermeisterin mehrerer Weingüter war. „Siam Winery“ engagierte sie 2007. Es sind immer einige Parzellen mit neuen Rebsorten bepflanzt, deren Potenzial ausgetestet wird, ob es denn das Angebot von „Siam Winery“ erweitern kann. Eine Novität hat sich bereits im Sortiment etabliert, wenn auch erst mit 1.800 Flaschen jährlich, ein „Blanc de Blancs“, ein Schaumwein, von dem Kathrin Puff selbstsicher sagt: „Der hat was, da werden noch alle staunen!“ Kim Wachtveitl, ein Sohn des Bayern Kurt Wachtveitl, dem legendären ehemaligen Direktors des Hotels „Oriental“ in Bangkok, ist leitender Manager und präsentiert die neuen Weine auf den wichtigsten Fachmessen der Welt, die fast alle großen Hotels im Lande auf der Karte haben.

DIE JUNGE KREFELDER KELLERMEISTERIN  KATHRIN PUFF

„Den musst Du probieren, der ist wirklich Weltklasse“, schwärmt Boris Blobel. Dabei lässt der deutsche Direktor des „Hua Hin Hilton“ in einem großen bauchigen Glas einen 2008er „Monsoon-Valley“, eine Rotwein-Cuveé aus Shiraz und Sangiovese, kreisen. Achtung! Dieser Wein aus Hua Hin bekam vom amerikanischen Weinzensor Robert Parker 84 von maximal 100 möglichen Punkten. Im „White Lotus“, laut „Tatler-Magazine“ das beste Chinarestaurant im Lande, schmeckt man, dass er hervorragend mit den dort servierten Gerichten harmoniert. Auch zu europäischer Küche passt Thai-Wein. So empfiehlt  Küchenchef Rainer Schlinck aus dem pfälzischen Waldhambach zu einem am sonnigen Hotelstrand servierten italienischen Imbiss mit Oliven, Parmesan und Parmaschinken, einen leichten weißen, spritzigen, gut gekühlten Colombard aus Hua Hin. Danke dafür! Und der 45-jährige, der zuvor in Spitzenhotels in München, Kuwait, Kairo und Istanbul aufkochte, ergänzt: „Der würde auch zu Saumagen und Sauerkraut hervorragend passen!“

EINE AUSWAHL DER PREMIUMWEINE DES WEINGUTES

Eine höchst delikate Alliance gehen Thai Wein und das in Asien kaum verbreitete Genussmittel Käse im „Millenium Hilton“ in Bangkok ein. Einen echten kulinarischen „Hot Spot“ (wenn auch kühl gehalten) hat Generalmanager Thomas Hoeborn in seinem Hotel etabliert, den „Cheese Room“. Dort gibt es jeden Tag Käse in mehr als 40 Variationen! In dem gläsernen „Cheese Room“ hat der Würzburger die edelsten Milchprodukte aus Frankreich, Italien, der Schweiz und kleineren Käsenationen auf einem mehr als zehn Meter langen Tisch als Buffet angerichtet. Der „Cheese Room“ ist seit dem ersten Tag ein gastronomischer Knüller in Bangkok. Das Käsebuffet oder Käse als Dessert ist für Thailänder und Asiaten trendiger Genuss und für viele Europäer eine Insel der Glückseligkeit im Ozean der käselosen Asienküchen. Der aus Wein- bzw. Mainfranken stammende Thomas Hoeborn bekennt: „Die Thai-Weine müssen sich neben den anderen etablierten Gewächsen nicht verstecken!“ Und er legt flachsend nach: „…das wäre ja auch Käse!“
Schräg gegenüber, auf der anderen Seite des Flusses Chao Phraya, liegt die Mutter aller asiatischen Grand-Hotels, das weltberühmte „Oriental“. Im Juni 2011 wird es 135 Jahre alt. Der deutsche Direktor, Jan Goessing, hat zur Feier des Jubiläums zwei Sonderabfüllungen, eine „Private Barrel Selection“, mit einer historischen Zeichnung des „Oriental“ auf dem Etikett bestellt, einen „Monsoon Valley Colombard“ und einen „Shiraz“.

DER GLÄSERNE CHEESROOM IM MILLENIUM HILTON BANGKOK

DER GLÄSERNE CHEESROOM IM MILLENIUM HILTON BANGKOK

Bei jedem Hotel-Concierge kann man diverse Touren ins Weinland buchen. Lesezeit ist, nach 120 bis 140 Tagen Reifezeit, im Februar bis März. Touristen sind als Erntehelfer gerne gesehen und können sich für Einsätze anmelden. Kahle Rebstöcke sieht man auch in den übrigen Monaten kaum, denn in dem warmen Klima treiben sie immer wieder aus und könnten zwei Mal im Jahr tragen. Das aber wird durch Rebschnitt verhindert, weil die Stöcke sonst zu schnell am Ende ihrer Kraft wären. Eine Weindegustation, begleitet von köstlichen Appetithäppchen einer eleganten, kleinportionigen Thaiküche, genannt „Bistronomy“, serviert im Restaurant „Sala“, das hat schon etwas. Hanna Oberauer, die junge Nürnbergerin, die dort als Projektberaterin und Gästebetreuerin tätig ist, empfiehlt, fast euphorisch schnurrend, eine kleine Auswahl: „Zu dem lachsrosa Shiraz, der ‚White Shiraz’ heißt, vielleicht einen Pomelosalat oder gebratenen Tofu mit Knoblauch. Zu dem tiefroten Shiraz könnten Sie frittiertes Hühnerfleisch mit Zitronengras oder zu dem roten ‚Monsoon Valley Cuvée’ dann doch die Ente mit rotem Curry und Trauben nehmen“. Oder, oder, oder…

DER GLÄSERNE CHEESROOM IM MILLENIUM HILTON BANGKOKERNTE ZEIT IST ZWISCHEN FEBRUAR UND MÄRZ

Referenzen. Stuart Pigott, seit vielen Jahren geschätzter Weinjournalist aus England, ist ein Fan der „Monsoon Valley-Weine“. Und sein Urteil hat „most“ Gewicht. Vor einigen Monaten lud er Weinkenner zu einer Blindverkostung ein: Das Motto „Klassiker gegen Exoten!“. Er hatte bei einem Besuch in Hua Hin die Rebgärten und die Weine kennen und schätzen gelernt. „In Berlin fand ich in einem Asia-Laden einen „Monsoon Valley Shiraz“ von dort für 9,99 Euro und nahm ihn mit.“ Der teuerste Wein im Testfeld war ein Burgunder, zu 92,50 Euro pro Flasche. Und nun die Überraschung: Der Franzose mit dem großen Namen landete am Ende! Der „Syrah“ von „Siam Winery“ wurde von all den sachkundigen Kehlen bejubelt. Dazu Pigott: „Lass‘ die Thais noch ein paar Jahre Erfahrung sammeln und dann werden Sie Weltklasse-Weine produzieren!“

„Chai-Yo!“, das ist Thai und heißt: „Zum Wohl!“

monsoon

IM BLINDTEST GANZ WEIT VORN – DIE WEINE DES „MONSOON VALLY“

Published by Alexander Wischnewski

Alexander Wischnewski lebt in Lautertal, der Journalist, ist bekannt für seinen Sprachwitz, seine Stories in Printemdien, Fachpresse, Special interest, Tagespresse, und seine TV Porträts u.a. für die ARD.

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