…man könnte auch sagen, das ehemals mondäne Seebad von gekrönten Häuptern und Potentaten an der Kvarner Bucht im Nordwesten Kroatien ist heute die Kirsche einer verführerischen Sahnetorte. Und wer am ersten Kuchenstück Istriens einmal genascht hat, wird sich nur allzu gerne der süßen Völlerei hingeben, besonders dann, wenn man nicht den reinen Strandurlaub, sondern den „Entdeckerurlaub“ vorzieht.
Nicht weniger eindrucksvoll ist die Schlucht Vela Draga, die als Ausflugsziel unerlässlich ist. Von hier aus ist es nicht mehr weit zu dem pittoresken Bergdorf Moscénice, das an einem Steilhang zweihundert Meter über dem Wasser wie an einem Felsvorsprung klebt. Die Sicht auf die Küste und die Insel Cres ist grandios, besonders von der Terrasse des einzigen Restaurants. Zwar ist das landestypische Essen dort nicht besonders preiswert, dafür wird man mit dem einzigartigen Panorama und der Freundlichkeit der Menschen entschädigt.
Das mittelalterliche Dörfchen, das man über steil ansteigende Serpentinen erreicht, lädt jeden Besucher zum Erkunden ein. Die verwinkelten Gassen, versteckten Torbögen, Stiegen und Höfchen, die ineinander verschachtelten Häuser und die abenteuerlich anmutenden Gassen vermitteln das Gefühl, als sei die Zeit vor tausend Jahren stehen geblieben. Ein lohnenswertes Ziel ist auch Hum, die kleinste Stadt der Welt. Ganze sechsunddreißig Einwohner zählt der Ort, der sich an einem der besonders wildromantischen Flecken auf eine Anhöhe des Draga-Gebirgszugs schmiegt.
Auf halbem Weg hinunter zum Wasser liegt der kleine Küstenort Mošćenička Draga, der direkt an den Naturpark angrenzt und wegen seiner wildromantischen Lage, seinem Naturhafen und seiner beeindruckenden Stadtkulisse von ganz besonderem Reiz ist. Überhaupt reihen sich am Küstenstreifen der Kvarner Bucht hinreißende Städtchen aneinander, wahre Kleinode mit mediterranem Fluidum. Dazu gehören Volosko, das mindestens ebenso zauberhaft ist wie der Nachbarort Lovran mit seinen nahegelegenen Stränden Slatina, Ičići und Medveja.
Lovran selbst gehörte zu den ersten Siedlungen in dieser Region und war im frühen Mittelalter ein wichtiges Schiffbauzentrum. Als die österreichisch-ungarische Elite Mitte des 19. Jahrhunderts nach Orten mit entspannter Atmosphäre als Erholungsziel für den Winter suchte, entdeckte man das Küstenstädtchen für sich. Die schillernde Historie dieser faszinierenden Kleinstadt zeigt sich durch die Architektur, die von der österreichischen Monarchie geprägt ist. Charakteristisch für die Altstadt sind die jahrhundertealten Kirchen und die schmalen Gassen, ganz typisch und ursprünglich für die meisten historischen Städte Kroatiens. Die Handschrift der österreichisch-ungarischen Prachtvillen aus dem 19. Jahrhunderts erinnern an die „großen Schwestern“ Opatja und Rieka
Nach einer halbstündigen Fahrt entlang der Küste erreichen wir Opatija. Prächtige Jugendstilvillen, herrschaftliche Anwesen, mediterrane Parkanlagen lassen den Touristen erahnen, weshalb die Perle an der Küste Istriens vor knapp zweihundert Jahren zum Anziehungsort gekrönter Häupter, Staatsmänner und reicher Bürger wurde. Kein Wunder, denn auf Schritt und Tritt begleitet uns im Stadtbild das Flair der ehemaligen Donaumonarchie. Und so bewegt wie die Geschichte der Stadt Opatija, so charmant und betörend ist auch die Umgebung und die Vegetation, die jeden Besucher an die Riviera oder die Côte d’Azur erinnert. Das Nizza Kroatiens hat bis heute seine Magie und seine morbide Schönheit nicht nur bewahrt, sondern mit sorgsamer Nachhaltigkeit verstärkt.
Exotische Gärten mit einer unvergleichlich verführerischen Blütenpracht prägen das Stadtbild und die Küstenregion. Ein Spaziergang auf der berühmten Uferpromenade Lungomare, die an der extravaganten Villa Angiolina vorbeiführt und sich wie eine Ringelnatter an der Wasserfront entlangwindet, eröffnet immer wieder den Blick auf die Stadtkulisse und die benachbarten Inseln. Man flaniert entspannt am Savoy vorbei, nimmt vielleicht einen Aperitivo auf der Terrasse Grandhotel Palace ein und besucht am Abend eines der zahlreichen Restaurants, die sich wie an einer Perlenschnur gezogen an der Küste aneinanderreihen.
Ein besonderes Highlight ist der Stadtmarkt in Rijeka, in der Nähe des Hafens gelegen. Die beiden Städte gehen beinahe nahtlos ineinander über, wobei stets der Eindruck erhalten bleibt, sich in einer pulsierend-geschäftigen und überaus bunten Kleinstadt aufzuhalten. Der Markt bildet das Herzstück eines ursprünglichen, lokalen Lebensgefühls, dem man sich nicht entziehen kann. Die Reichhaltigkeit von Obst- und Gemüse, von frischen Trüffeln, Käse, und duftenden Blumen, die Händler auf ihren Ständen anbieten, übertrifft jede Vorstellung. Man gerät angesichts des mediterranen Warenangebotes schnell in die Versuchung, sich Kistenweise einzudecken, um auch zu Hause noch ein paar Wochen das Feeling zu bewahren.