Ein knappes halbes Jahrhundert schreiben die Weinbauern der Sommacampagna die Geschichte des DOC Custoza. Zwar wird hier schon bereits seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zwischen Verona und dem Gardasee der charakteristische Wein gekeltert, doch erst 1971 erhielt der leichte Weiße seine DOC. So klein das Gebiet ist – es umfasst gerade mal rund 1300 Hektar die von den Bergrücken der acht weiteren Gemeinden: Bussolengo, Castelnuovo del Garda, Lazise, Pastrengo, Peschiera del Garda, Sona, Valeggio sul Mincio und Villafranca di Verona eingerahmt werden – so vielschichtig sind die Böden des Custoza.
Das stabile Klima der moränischen Amphitheater und der fluvioglazialen Ebenen mit heißen, nicht zu feuchten Sommern und mäßig kalten Wintern fördert neben dem Weinanbau, auch das Wachstum von Olivenbäumen, Zypressen und Zitrusfrüchten. Mäßige Niederschläge über das gesamte Jahr, Böden reich an natürlichen Mineralien garantieren die Eleganz der verwendeten Rebsorten. Heraus kommt eine Cuvée, die von fruchtigen und blumigen Düfte getragen ist und bis hin zu Kräuteraromen und Pfeffernoten reicht und dank der Salzigkeit oft lange am Gaumen bleiben.
Spannend am Custoza sind die autochthonen Trauben: Garganega, Trebbianillo und Bianca Fernanda (auch „Corteis“ ). Je nach Winzer kommen dazu die für DOC Custoza zugelassenen globalen Sorten Trebbiano, Malvasia, Riesling, Weißburgunder, Chardonnay und Manzoni. Das verleiht einzelnen Cuvée ihre Authentizität und macht die Vielschichtigkeit der Weine aus. Heraus kommen herrlich frische, fruchtbetonte Weine, die manchmal leichter wirken als sie sind und wie ein Spiegel dieser Landschaft erscheinen.
Umso erstaunlicher, dass dieser Wein lange Zeit nur als Massenprodukt dahin dümpelte. Mittlerweile haben eine große Zahl der Weinmacher des Custoza sich ihres Potentials besonnen und produzieren vielschichtige Weine, die zum Sommer und ganz besonders zu leichter Küche passen. Schließlich gilt die fruchtbare Gegend als längste „il Tavolo“ Italiens.
Eine der beliebtesten und berühmtesten Speisen der Gegend sind die Tortellini, die im Terre die Custoza ihren Ursprung haben und vorwiegend als Vorspeise serviert werden. Die Bauchnabel der Venus oder Liebesknoten wie sie auch im Volksmund genannt werden, kitzeln, am besten ganz schlicht in etwas Butter geschwenkt, das nussig cremige des Custoza heraus und spielen am Gaumen auf ihre unvergleichliche Weise mit der zarten Säure des Weines. Daneben passen natürlich auch Fisch und weißes Fleisch, wie Kaninchen oder Hühnchen, Salami und köstliche Käse ideal zu diesem Weißen. Eine besondere Köstlichkeit die mit den Aromen des Custoza konveniert, ist die sogenannte Rosentorte – die ihren Namen ihrer an Rosenblüte erinnernden Form verdankt.
Eigentlich schade, dass die Weine des Consorzio Tutela Vino Custoza DOC außerhalb Italiens, also auch auf dem deutschen Markt, ein stiefmütterliches Dasein fristen. Dies zu ändern haben sich bereits 414 Mitglieder unter der Schutzgenossenschaft des DOC Custoza zusammengeschlossen und erzeugen mehr und mehr Weine mit viel Charakter. Die englische Sommelierelegende Jancis Robins beurteilt das so: „Es ist eine angenehme Herausforderung sich mit den Qualitäten des Custoza auseinanderzusetzen.“ Selbst wenn nicht alle der insgesamt 13 Millionen abgefüllten Flaschen pro Jahr ihr Potential an Finesse präsentieren, lohnt es sich neugierig auf den lange verschmäten Custoza zu zu gehen und sich von dieser Cuvée überraschen zu lassen – bei einem Duchschnittspreis von etwa 7 Euro kein großes Risiko!