Lange ist sie her die Zeit, als die berühmten Pinot Grigios von Feluga, Jermann, Collavini, Plozner, Schiopetto Deutschland eroberten und für Furore sorgten. Heute ist nur noch die Tatsache geblieben, dass man selbst im hinterletzten Knopfloch unserer Republik seinen „Pinooh Krietscho“ ordern kann. Aber so wirklich kennt kaum einer „das Collio“, die Hügel, Schluchten, zerfurchte Landschaften, terrassierte Weinberge zwischen Görz und Cividale, aus denen auf ca. 1.600 ha Rebfläche die Weine kommen.
So wechselhaft und furchig wie die Hügel; so wechselhaft ist die Geschichte des kleinen Weingebietes dessen Grenzverlauf seit der ersten großen Völkerwanderung um 500 n.Chr. immer wieder neu gezogen wurde. Ob durch langobardische Herzöge, dem Frankenkönig Carolus Magnus, den Patriarchen von Aquilea, den Grafen von Goriza, den Dogen von Venedig, dem Habsburger Kaiser Franz I., ob Illyrische Provinz unter Napoleon, ob unter dem italienischen König Victor-Emanuel II oder gar nach der letzten Teilung 1945.
Die Städte und die Menschen blieben unverrückbar an ihrer Scholle und ihren Weinbergen. So wechselhaft die Geschichte, so viele Veränderungen sich auch taten, die Winzer und Weinbauern des Collios überdauerten alles und machten das, was sie immer taten nämlich WEIN.
Heute kämpfen die „Winzerchen“ gegen Massenweine, Preisdruck, Billigimporte, maschinelle, technische Produktion contra Tradition und Arbeit von Menschenhand. Im Weinbau genügt es einfach nicht mehr nur „guten“ Wein zu produzieren, wenn die Absatzmärkte nach und nach wegbrechen. Darum taten sich fünf Freunde aus dem Collio zusammen um gegen einen unsichtbaren aber übermächtigen Feind ins Gefecht zu ziehen. Damian Princic, Edi Keber, Damian Podversic, Dario Raccaro und last but not least Roberto Picech versuchen mit ihrer neu gegründeten Gruppe “Collio Vitae” gemeinsam in ein letztes Gefecht gegen das Vergessen zu ziehen, dass nicht mehr auf dem Schlachtfeld, sondern in den Hinterzimmern der Wirtschaftsbosse und Discountern ausgetragen wird.
Heute möchte ich aus dieser markigen Runde zwei Weine exemplarisch herausgreifen, die für eine Erneuerung im Denken darstellen, da bis dato im Friaul, respektive das Collio fast ausschließlich trinkfertige, junge Rebsortenweine produziert wurden. Ein Zurückbesinnen auf die eigenen alten, autochtonen Rebsorten wie Ribolla Gialla, Malvasia Istriana, Friulano – und diesmal als Cuvée, die auch noch nach vielen Jahren der Lagerung einen Trinkgenuss bieten wie z.B. den 2004er Athena Friulano DOC von Roberto Picech, der zwar im Glas sein alter erahnen ließ jedoch am Gaumen blitzsauber brillierte und dann sein COLLIO BIANCO JELKA 2012, eine Widmung an seine Mutter, die eine Mutter zu Recht mit Stolz erfüllen kann. Eine Cuvée aus Ribolla Gialla, Tocai Friulano und Malvasia Istriana wobei er einen Teil des Mostes für 12 Tage auf den Schalen läßt und dann für 18 Monate im großen Holzfass reift. Ein Wein mit viel Schmelz und Druck im Glas ca. € 14,– die Flasche. Der interessiete Leser kann auch gerne auf dem Weingut übernachten und dort die Weine mit einem wunderbaren Blick auf die Weinberge verkosten.