Wie ein Solitär seit einigen Monaten ein gläserner Würfel auf dem Gipfel des Gaiskogels in 3048 Metern Höhe. Das Projekt „Ice-Q“ des renommierten Tiroler Architekten Johann Obermoser ist die neue Pilgerstätte für alle, die das Naturspektakel Alpen auf eine einzigartige und vor allem luxuriöse Art zu genießen suchen. In nur sechs Monaten meißelte der Baumeister mit seinem Team einen der raffiniertesten Gourmettempel auf die Spitze des Felsens, oberhalb des österreichischen Ferienortes Sölden. Leicht sollte der Bau erscheinen, von schnörkelloser Schönheit und Klarheit. Dabei barg das puristische Objekt des Auftraggebers Jakob „Jack“ Falkner, dem wohl erfolgreichsten privaten Seilbahnbetreibers der Alpen, von Anfang nicht nur viele positive Optionen sondern auch unglaubliche Tücken. Schon der poröse Untergrund verlangte nach außergewöhnlichen Konstruktionslösungen. Hinzu kam der Wunsch nach Leichtigkeit und Transparenz im Design. Die Lösung, die Obermoser für Falkner am Ende realisierte, war so denkbar einfach wie genial – eine auf drei flexiblen Säulen lagernde massive Beton-Bodenplatte, die dem fragilen Untergrund angepasst werden kann. Darauf gliedern sich drei Etagen inklusive einer 360 Grad Terrasse aus Glas und Stahl. Eine luftige Konstruktion, für die jeder Träger des Konstrukts, jede Glasfront, auf den Gipfel geflogen werden musste.
Für den Innenausbau verwendeten Johann Obermoser und sein Team Materialien mit hohem Bezug zur Region. Bruchsteine und vor allem unbehandeltes Holz für Böden, Decken- und Wandverkleidungen verleihen dem Haus etwas Lebendiges. Zugegeben, eine Interieur-Lösung, die nicht überrascht, aber immer noch die attraktivste Verbindung von Tradition und Moderne darstellt. „Wir wollen, dass dieses Haus mit seinen Gästen eine Seele erhält“, beschreibt Johann Obermoser seine Idee:
Jeder Besucher, der dieses Haus betritt, wird unweigerlich seine Spur auf den unbehandelten Materialien hinterlassen. So entsteht hoffentlich über die Jahren eine Patina, die den Räumen Ausstrahlung verleiht.
Sicher ist, auch wer dem „Eiswürfel“ heute, so kurz nach seiner Eröffnung, einen Besuch abstattet, wird sich auch jetzt schon der Magie dieses architektonischen Kleinodes nicht entziehen können. An klaren Tagen schweift der Blick über die Gipfel des Pitztals, am Horizont bis zu den italienischen Dolomiten und über den Bergkamm zu den Gipfeln der deutschen Alpen hinüber. Und selbst die fleißigen Geister in der Küche haben wohl noch nie an einem Arbeitsplatz gerührt und gebruzzelt, der durch Panoramafenster einen solchen Ausblick aus der Küche gewährt. Doch wahrscheinlich bleibt den Köchen und Kellnern nur selten die Möglichkeit diesen Ausblick zu genießen. Denn nicht nur optisch und haptisch ist der „Ice Q“ derzeit ein non plus Ultra im visionären Alpentourismus. Wer sich einen Tag seines Lebens hier oben gönnt, wird auch kulinarisch auf höchstem Niveau überrascht. Für diesen lukullischen Lustgewinn holte sich Betreiber Falkner ein junges Team aus Sterne ambitionierten Köchen und versierten Servicemitstreitern ins Haus.
Die greifen für ihren Part des Verwöhnprogrammes ganz tief in die Wissenskiste, die sie von ihren bisherigen Stationen bei Sterne gekürten Maitres dieser Welt mitgebracht haben. So servieren die guten Geister des Hauses mit unendlicher Aufmerksamkeit Klangvolles wie: „Ötztaler Schafskäse“ Zirpen affiniert dazu Ge-Ice-Q-T, warmes Holzofenbrot und Vogelbeere oder „Tafelspitz mal Wild“ einem Hirschtafelspitz mit Pinienkruste, Holunderbeerenessigjus, Zwiebelgewächsen in verschiedenen Texturen und Holunderbeeren oder „Pflück Dir ein Edelweiß“ dunkles Weißbier Eis, Ragout von Zwetschke und roter Rübe, Guanaja – rote Rübe roh und Zwetschken Aquarium.
Für die elegante, flüssige Begleitung derlei Köstlichkeiten liegen in den opulent bestückten Weintemperaturschränken des gläsernen Würfels neben klangvollen Tropfen wie Petrus, Romane Conti oder anderen Raritäten auch einige Flaschen einer Spezial-Cuvée, die Weinliebhaber ausschließlich hier verköstigen können. Feine Frucht, gepaart mit leichten vielschichtigen Aromen von Gewürzen bis hin zu zarten Röstnoten verweben sich zu einem grandiosen Klangteppich, auf dem Gourmets hier oben das Fliegen lernen sollen. Auf die Frage, warum es gerade ein Pinot Noir sein musste, der zum Haustrunk auserkoren wurde, gibt es eine sehr einfache Antwort. Falkners Schwester Angelika, die Hüterin des guten Geschmacks im Tal in Sölden und Besitzerin des Luxushotels „Das Central“, veranstaltet seit Jahren neben BMW Events und anderen begehrten Incentives in ihrem Haus einen der schönsten Weinevents für Genussreisende zum Ausklang jeder Skisaison, „Wein am Berg“.
Sie selbst entdeckte über die Jahre dabei nicht nur für sich selbst, sondern auch für viele ihrer Gäste tolle Winzer verschiedenster Regionen weltweit, so auch ihre spezielle Zuneigung zur Traube Pinot Noir, die sie und ihr Bruder Jakob teilen. Der Entschluss, für das „Ice Q“ genau dieses Traube in den Blickpunkt zu rücken, war also nur naheliegend, um so mehr, da Pinot Noir doch als Diva unter den Rebsorten gilt – elegant, filigran und von großem Charakter.
„Pinot 3000“, so der pragmatische Name des ausgenommen eleganten Roten, für den drei Topwinzer in ihre Weinberge und Gewölbe gestiegen sind. Heraus kam ein reintraubiger Pinot Noir, der Deutschland, Österreich und Südtirol miteinander verbindet. Und was die Paten, die Weingüter Dr. Heger, Paul Achs und Kellerei St. Pauls da auf die Flaschen gebracht haben, ist wahrlich ein besonderer Stoff des Amuse-Gueule.
Angesichts dieser Aussichten muss man nicht hellsehen, um jetzt schon zu wissen, dass mit dem neuen Pavillon, dem stolzen Gaiskogel eine Krone aufgesetzt wurde, die den Besucher in Zukunft 365 Tage im Jahr dem Himmel ein wenig näher bringt.