Hinter mir liegen elf Stunden Flug, als ich auf dem „Suvarnabhumi“ lande. „Suvarnabhumi“, so heißt das 2006 eingeweihte Prachtstück Bangkoks, einer der größten Flughäfen Asiens, auf dem jährlich allein 42,78 Millionen Passagiere starten und landen. Er ist das Tor zu einer Stadt, die sich in den letzten Jahren wie kaum eine andere asiatische Metropole gehäutet hat. Ich schnappe meine Reisetasche. Durchquer müde vom anstrengenden Flug die kühle Ankunftshalle Richtung Ausgang. Vor der Tür trifft mich die tropische Hitze, wie der feuchtheiße Atem eines Drachen, bevor ich mich in die Sitze der wohltemperierten Hotel-Limousine fallenlasse . „SAWASDEE! – Willkommen in Asien!“ Endlich die Beine ausstrecken. Der Chauffeur lächelt freundlich. „Are You Ok?“ und reich mir eine Flasche Wasser. Ich nicke, nehme einen tiefen Schluck, lächle zurück mit einem ungelenken: „Kapunkaa“, was soviel heißt wie: Danke! In meinem Kopf suche ich nach Bildern, Erinnerungen an meinem letzten Besuch vor fast 15 Jahren – Nichts!
Nur hier und da zwischen all den Neubauten, entdecke ich auf den 30 Kilometern über die Stadtautobahn bis zum Hotel noch ein paar der kleinen drei bis viergeschossigen Wohnhäuser von einst. Und genau wie früher, baumeln an ihnen noch die notdürftig installierten Elektroleitungen, kreuz und quer, verschwinden in Mauerlöchern um an anderer Stelle aufzutauchen und sich am nächsten kleinen Haus, direkt nebenan erneut zu verwirren. Die Dachterrassen und Balkone dieser Behausungen bersten unter den tropischen Pflanzen. Und vor den Fenstern hängt auf kleinen Wäscheleinen die frisch gewaschene Wäsche ganzer Familien. Dazwischen lärmen die ewig fröhlich scheinenden Thai. Ja das kenne ich noch, so war mir dieser Moloch vertraut. Doch es sind nur Rudimente längst vergangener Zeiten. Neue Wolkenkratzer beherrschen jetzt das Bild, die großen Straßen wirken sauberer, und auch die Zahl der einst allgegenwärtig knatternden Tuk-Tuks hat sich scheinbar mehr als halbiert.
Check in, im Tower des „Millennium Hilton“. Direkt am Fluss liegen die Fünf-Sterne Riesen. Einst gab es hier nur das „Mandarin Oriental“ als den Inbegriff von bedeutender Luxusherberge. Heute hat fast jede Hotelgruppe sich ihren Platz am Ufer des Königsflusses gesichert und ein Ende des Baubooms ist nicht abzusehen. Mein Quartier beziehe ich in einer der oberen Etagen des 32 Stockwerke zählenden „Millennium Hilton“. Das derzeit jüngste und wohl auch eleganteste unter den Herbergspalästen, ist das Flagship der zur Blackstone-Gruppe gehörenden Hiltonkette hier in Bangkok. Der Ausblick aus meine Zimmer ist atemberaubend. Unter mir der Chao Phraya und die Stadt selbst, die anscheinen übersät ist mit grün-rot-golden funkelnd Pagodendächern, wie Kronendiamanten zwischen all den Betonbauten. Über 400 Tempel soll es in Bangkok geben. Ich liege auf meinem Bett und bin vom Bild, das sich mir durch mein Panorama Fenster bietet, überwältigt. Es ist als schaute ich auf eine Kinoleinwand oder auf eines dieser überdimensionalen Fotos von Andreas Gursky. Ich beschließe für die Dauer meines Aufenthaltes hier, die Vorhänge nicht mehr zu schließen!
Zwischen Asiamarkt und Shoppingmalle. Das Feilschen beginnt für Touristen direkt neben dem Hotel. In einer kleinen Seitenstraße drängen sich Händler dicht an dicht. Hier gibt es sie noch, die schnell zusammen geflickten Kleidchen nach Fotos der letzten großen Couture-Schauen in Paris, Mailand oder New York. Billig wie eh und je, sind die Marken falsch wie dritte Zähne. Wenn man hier handelt, kann man bei den ohnehin schon billigen Teilen, noch ein paar Bat mehr sparen. Unter den Planen der vollgestopften Stände ist es stickig. Ich betrachte die Ware und mich über kommt nach dem fünften oder sechsten Händler das Gefühl, die hat ein Massenhersteller eingedeckt. Über all das gleiche Sortiment. Mich zieht es weiter zu einer ganz besonderen Adresse. Mitten in der Altstadt liegt das „Jim Thomson Haus“ – das Mekka für Thaiseidenfans. Die kleine Oase zwischen den Häuserschluchten war Wohn-und Wirkungsstätte eines Mannes, ohne den möglicherweise die Tradition der handgewebten Wildseiden in Thailand ausgestorben wäre. Thompson eigentlich Amerikaner, Schöngeist, Kunstliebhaber und Architekt kam zum Ende des zweiten Weltkrieges als OSS-Agent ins Land. Als ausgewiesener Ästhet erkannte er schnell das Potential dieses betörend schönen Materials. Jim H.W. Thomsen, beschloss zu bleiben. Er baute sich aus mehreren alten traditionellen thailändischen Wohnhäusern sein Refugium und begann die Vermarktung der Seiden-Produkte in seiner ursprünglichen Heimat den USA – mit Erfolg. Heute wird Thomson von den Einheimischen verehrt wie ein Guru, denn ohne ihn wäre auch so manches Meisterstück asiatischer Künstler, die er neben seiner Genialität im Vermarkten der einheimischen Seidenstoffe, in seinem Wohnhaus zusammengetragen hat, verloren gegangen.
Ich gönne mir ein paar Schals auch wenn die Preise für die im Thomson-Shop zu erstehenden Produkte ein gerüttelt Maß kosten und eine kleine Auszeit im zum Haus gehörenden Restaurant. Im Schatten unter der von Palmen und einem Fischbeckengesäumten Terrasse serviert man thailändisch Traditionelles. Meine Wahl fällt auf zwei, drei köstliche Kleinigkeiten u.a. einen knackigen Pomelosalat und etwas Hühnchen-Curry, dazu ein Schluck Eiswasser mit Zitronengras und weiter geht’s. Nächstes Ziel: die Siam Paragon Shoppingmall – das derzeit größte Einkaufzentrum Ostasiens. Mit dem Skytrain, der Schnellbahn Bangkoks, geht es in Richtung Siam Station, vorbei an neuen Wohnkomplexen, modernen Bürobauten und mittendrin sogar einem Golfplatz. Angekommen im Tempel der Einkaufsfreuden gilt es 500 000 Quadratmeter zu erkunden. Hier gibt es nichts was es nicht gibt. Neben einheimischen Produkten u.a. Chanel, Dior, Hermes – selbstverständlich die Originale und klar: zu originalen Preisen, ebenso geboten: Ferraris, BMW und, und, und, und, und. Doch bevor ich dem Kaufrausch verfalle, bewege ich mich lieber in Richtung Siam Ocean World einer Aqua-Show mit der geballten Unterwasserwelt der Tropen. Sicher könnte ich hier Tage zubringen. Wenn sich da nur nicht irgendwann mein Magen und vor allem meine Füße melden würden. Deshalb begebe ich mich zurück ins das Hotel.
Kulinarischer Ausklang. Wieder im „Millennium“ gestatte ich mir noch einen Abstecher ins Hotel eigene Schokoladen-Geschäft. Dessen Ruf eilt mittlerweile, Dank der Passion des Schweizer Urs R, bis ins schokoverrückte Japan. Es soll sogar Gäste geben die nur wegen dieses Patissiers im „Hilton Millennium“ einchecken. Und wirklich welche eine Schokoperformance. Das Angebot reicht von: frisch gemachtem Eis, ausgestrichen vor meinen Augen auf einer Kühlplatte bis zu Schoko-Gorgonzola-Pizza ganz abgesehen von der viel Zahl köstlichster Pralinen und Trüffel. Und da ist er wieder mein Magen. Nach all den Anstrengungen steigt in mir die Lust auf ein ausgedehntes Dinner auf. Die Auswahl macht es mir nicht leicht. Neben dem Mainrestaurant „Flow “ mit seinem perfekt klimatisierten, begehbaren Käse-Humidor, bietet das Haus noch drei weitere Highlights: das „Maya“, feinste Thaiküche mit Theaterprogramm, das „Yuan“ hier kocht man zeitgenössisch chinesisch und das „Prime“ mit seiner erstklassischen Aussicht, erstklassischen Steaks und einer großartigen Weinkarte. Ich entscheide mich für letzteres, gönne mir danach noch einen Drink auf der nächtlichen Terrasse der „Exklusive Lounge“ in der 31 Etage, bevor ich in Tiefschlaf falle. Nach einem weiteren Tag an dem ich einfach nur auf dem Pool-Deck des Hotels und im SPA des „Millennium“ meine Seele baumeln lasse, heißt es für mich dann wieder Reisetasche packen.
Auf nach Koh Samui. Noch einmal zweieinhalb Flugstunden von Bangkok entfernt liegt die kleine Insel Koh Samui. Noch vor einigen Jahren, erzählte mir eine Freundin, sei sie nur mit dem Boot zu erreichen gewesen und von einem modernen Flughafen oder einer echten Infrastruktur habe man nicht im entferntesten sprechen können. Doch auch die Insel der Hippies und Aussteiger ist im 21. Jahrhundert angekommen. Die Straßen entlang der Küste und die Orte gleichen denen, anderer thailändische Urlaubsinseln. Einkaufscenter, Boutiquen, Discos, Restaurants, Surfschulen, Tauchschulen selbst eine Eisbar hat hier eröffnet. Würde man mich fragen, ob es sich lohnt dafür mehr als 13 Stunden Anreise (mit zwischen Stopp) auf sich zu nehmen, ich käme ins Grübeln! Wäre da nicht jenes außergewöhnliche Ressort am südwestlichsten Zipfel der Insel. Das „Conrad Koh Samui“. Versteckt hinter einem riesigen Palmenhain schmiegen sich insgesamt 80 Villen an den Felsen der Steilküste, wie die Brutnester einer Lummen-Kolonie. Jede davon, ausgestattet mit feinstem Mobiliar und edelsten Materialien verteilt auf 65 Quadratmeter und einer 25 Quadratmeter messenden Terrasse, deren Pool quasi in das Aow Thai Beach zu schwappen scheint.
Wer sich hierher zurück zieht kann sich seiner Privatsphäre in einer fast schon gespenstig schönen Kulisse sicher sein. Es ist der Ort an den sich Honeymooner träumen. Hier lebt man auf einem anderen Stern, in einem blühenden, wenn gleich auch sehr steilen Garten Eden. Deshalb holt mich zum Abenddinner ins ressorteigene Gourmetrestaurant „Jahn“ auch ein Golf-Cart ab. Mit meinen Pumps würde ich mir bei dieser Steillage sonst die Ohren brechen. Die Fahrt lohnt sich. Der junge Küchenchef Joe Diaz der hier am Herd steht und sein Handwerk bei Spaniens Legende Ferran Adrian im El Bulli lernte, interpretiert in seinem Tempel der Kochkunst Thaiküche ganz neu. In Pfanne und Topf kommen dabei nur beste Zutaten. So schmort Diaz beispielsweise sein legendäres „Massaman of Wagyu Beef“ exakt 105 Minuten bei 53 Grad und präsentiert es auf einer würzigen Currysauce. Dazu holt mir die junge unglaublich versierte thailändische Sommelier einen neuseeländischen Quarz Reef Pinot Noir von 2007 aus dem Keller, der mit seiner ausgewogenen Frucht und seinen Tanninen im Zusammenspiel der Aromen kleine Engel auf meiner Zunge tanzen lässt. Ja, ich glaube ich werde die restlichen Tage meiner Reise dieses Refugium in aller Stille zwischen SPA-Behandlungen, köstlichem Essen und Entspannung pur auskosten. Und sollte es mich doch noch hinaustreiben, um ein wenig von der Insel zu entdecken, dann bleiben mir ja immer noch die exotischen Wochenmärkte, ein Ausflug zum Tempel des Goldenen Buddha „Wat Phra Yai“ oder ein Abstecher zu den naturerotischen Großmutter- und Großvater-Felsen „Hin Ta und Hin Yai“ – der Klassiker unter den Touristen-Attraktionen – bis es dann wieder heißt: Departure Bangkok-München.
Sehr geehrte Hanka Paetow,
Ihr Reisebericht war eine reine Inspiration! Es tat gut, ein Reisebericht zu lesen,
welches ehrlich klang. Ich konnte es mir bildlich vorstellen. Normaler Weise liest
man immer ein 0815 Bericht über Thailand und die Touristenorte, doch Sie hatte
wirklich ehrliche Interesse an das Land und suchten sich die schönsten Orte aus!
Ich hoffe sie besuchen bald wieder mein Heimatland und berichten davon.
Mit freundlichen Grüßen
das thai- deutsch mädchen
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