Süß und schwer, liegt der Duft des leuchtenden Lavendels über der Straße. Es ist Frühsommer in der Haute Provence. In diesem Jahr sagen die Bauern, sei die Natur wegen der Hitze schon mindestens zwei Wochen weiter als üblich. Noch stehen Kräuter wie wilder Salbei fett und voller Blüten. Die Hänge der Eichenhaine prahlen geradezu mit ihren Gerüchen nach feuchter, lehmiger Erde. Dazwischen drängt sich immer wieder frisch geschnittenes Gras. Nur der Mohn, der Getreidefelder in tiefes Rot taucht, ist mit der Nase für mich nicht wahr zu nehmen. Die Landstraße Nummer N100 führt nach Forcalquier, in eines der kleinen lieblichenStädte zwischen Alpen und Cote dAzur. Auf dem Markt sitzen fröhlich plaudernde Einheimische und ein paar Touristen beim Café oder einem Gläschen Rosé und genießen den Schatten der alten Platanen. Von hier sind es nur noch ein paar Schritte zum ehemaligen Convent Cordeliers. Den unterkühlten Bau aus dem 13. Jahrhundert umgibt ein blühender Garten. Im Innern eröffnete vor 2010 die Université Eurpeénne des Senteurs & des Saveurs – UESS oder auch Universität der Sinne.

PILGERSTÄTTE FÜR „NASEN“ DIE UESS

Im nüchternen Hörsaal begrüßt Margox Hofstedt ihre Schüler. Wer sich hierher begibt, will seinen Geruchssinn wachrütteln. Frau Professor Hofstedt hat dies bereits in ihrer frühen Kindheit getan, heute gilt sie als eine “Nase”, geschult mindestens 3000 Duft-Nuancen zu unterscheiden. Geruch erklärt Madame, ist uns in Ansätzen mit unserem sechsten Lebenstag gegeben. Jedoch nur ganz wenige Menschen intensivieren diese Fähigkeit und noch weniger Menschen dürfen diesen Sinn unter fachkundiger Anleitung feinstimmen, wie ein Instrument. Hofstedt ist eine dieser wenigen Menschen. Sie ist Parfumeurin in dritter Generation. Bereits ihr Großvater habe für die exklusivsten Createure flüssige Träume entwickelt und diese in Flaschen gefüllt. Sie selbst studierte in Versailles am Institut Supérieur de la Parfumerie, und in Grasse, dem Zentrum der französischen Parfümindustrie. Von da kam auch die Idee für das Bildungszentrum in der Haute Provence. Der Initiator der UESS ist Master Parfumeur Lucien Ferrero. Ferrero wollte Amateuren einen Ort schaffen, an dem diese inmitten einer Region, die für ihre Lavendelfelder bekannt ist, ihr olfaktorisches Bewusstsein schulen können. Heute kann an der UESS jeder, der mag in drei Stunden den Umgang mit Pipette und Duftorgel und Plotters (Trägerpapierstreifen) ausprobieren. Die Kurse sind günstig, mit 50 Euro pro Person. Sie sollen ja auch nur eine Ahnung vermitteln von dem, was Aromen-Profis in 5 Jahren lernen.

PAUKEN FÜR DEN GANZ EIGENEN DUFT

Den Schülern des Convents stehen für Ihr Experiment 45 der edelsten Grundöle in einer wohlsortierten Duftorgel zu Verfügung, um sich ihre ganz eigene Fragrance unter der prüfenden Nase von Margox Hofstedt zusammen zu mixen. Dabei betont die Dozentin, dass sich in einem handelsüblichen Duft halbwegs guter Qualität mindestens 200 Nuancen verbinden. Die eigene Komposition kann also nur eine grobe Ahnung eines feinabgestimmten kommerziellen Parfüms sein. Dennoch, schon nach ein paar Minuten tropft und rührt jeder im Raum mit der Begeisterung eines Kindes. “Es ist erstaunlich”, erklärt die manchmalstreng über ihre Brille blitzende Margox Hofstedt. “Die Menschen sind sich der Wirkung vieler Ingredienzen gar nicht bewusst. Erst wenn sie hier sind, spüren sie, dass die Düfte etwas in ihnen zum Schwingen bringen.“

MADAM HOFSTEDT MIT EINER DUFTORGEL

Auf die Frage wie man seinen persönlichen Duft findet und woran man ihn erkennt, weiß Madame: “Es braucht Zeit. Ein Parfüm ist wie ein Konzert. Erst wenn der letzte Akkord verklungen ist, wisse man, ob es gut war. Die meisten Menschen machen den Fehler, sich mit dem ersten Eindruck zu begnügen. Das sei allerdings nur die Kopfnote, die je nachdem mehr oder weniger aus Citrus besteht. Die sogenannte Herznote sei für die potentiellen Träger erst nach 5 bis 10 Minuten wahrnehmbar. Die sei dann in der Hauptsache blumig, und erst wer sich mindestens 20 Minuten Zeit gibt, könne auf der eigenen Haut die Wirkung der am längsten wirkenden Basisnote ausmachen. Die ist vor allem würzig, holzig.” Am Ende des Seminars hat jeder einen Flakon mit einer einfachen Eigenkreation vor sich. Und da ist es wieder, dieses kindliche Gefühl, etwas ganz Besonderes entdeckt zu haben. Und im Grunde hat man das ja auch – den eigene Geruchsinn. E voilá!

SONDER-CUVÉE DER WINZER DR. HEEGER, PAUL ACHS UND KELLEREI ST. PAUL

Published by Hanka

20 Jahre Erfahrungen als Redakteurin mit Schwerpunkt Reise, Genuss und Lebensart. Nach zehn Jahren Tätigkeit für das Nachrichten Magazin „FOCUS“ folgten diverse Vertretungen in unterschiedlichen Chefredaktionen und die Arbeit als Chefredakteurin des Lifestylemagazins „Vivida“ sowie der „Business Lounge“, „Business Lounge Travel“ und „Business Lounge Woman“. Daneben immer wieder Veröffentlichungen als Autorin in Special-Intrests wie „Reise und Genuss“ , „Fine“ etc.

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4 Comments

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