Sie ist das größte und vielseitigste Organ unseres Körpers, und obwohl sie so robust wirkt, ist sie doch sensibel wie eine Diva – unsere Haut. Wir atmen mit ihr, nutzen Sie für unseren Stoffwechsel, sie schützt uns vor Umwelteinflüssen, und sie regelt unseren Wärmehaushalt. Genau das macht sie gerade in Herbst und Winter besonders anfällig. So reagiert sie gestresst auf trockene Heizungsluft, hohe Temperaturschwankungen. Wer dem entgegenwirken möchte, sollte die Pflege der Haut auf diese Belastung vorbereiten und seine Pflege umzustellen. Der Schlüssel zu jedem Winterhautprogramm liegt im Erhalt der Feuchtigkeit bei gleichzeitigem Schutz der Hautstruktur. Achtung! Wichtig ist dabei das Wann und Wie, denn wer hier Fehler macht, zerstört die Kapillargefäße, die dicht unter der Haut verlaufen und die für die “Isolationsfunktion ” des Unterhautfettgewebes zuständig sind. Dauerhafte Rötungen und funktionelle Schäden können die Folge sein. Die damit verbundene verminderte Durchblutung erschwert es später der Haut wieder aus eigener Kraft “durchzuatmen”. Dem vorzubeugen sind einige einfache Tricks angesagt und schon fühlen wir uns wohl selbst jenseits der 20 Grad.
Vorbereitung – sauber allein genügt nicht. Um Pflegeprodukte effektiv in die Haut einzubringen bedarf es einer intensiven Vorbereitung. Das beginnt bei der Reinigung. Die ältesten Stoffe hier für sind Seifen und Tenside. Natrium- und Kaliumsalze und langkettige Fettsäuren in Seifen docken an den Schmutzpartikeln an und lösen sie von der Oberfläche der Haut. Seifen traditioneller Zusammensetzung haben allerdings zwei Nachteile: der pH-Wert ihrer Lösungen liegt zwischen 8 bis 10 (also deutlich höher als der Wert gesunder Haut mit ca. 5 bis 5,5) und sie reagieren mit den im Wasser gelösten Calcium- und Magnesiumsalzen (Wasserhärte) zu unlöslichen “Kalkseifen”, sichtbar in den Rückstände im Waschbecken und verantwortlich für Juckreiz direkt nach dem Waschen. Moderne Flüssigseifen, enthalten daher stattdessen synthetische Tenside, die sich auch mit hartem Wasser vertragen und deren pH-Wert zwischen maximal 7 bis 5 einzuschätzen sind. Und wie gern nehmen wir, wenn es draußen ungemütlich ist, ein warmes knisterndes Schaumbad. Doch wussten Sie, dass die Schaumstabilisatoren die Haut zusätzlich austrocknen? Das gleiche gilt für Duft- und Farbstoffe. Weicher und empfänglicher für Pflegestoffe wird die Haut dagegen, wenn mit Abrasiva abgestorbene Hautschüppchen entfernt werden. Die mechanischen Schleifbestandteile wirken außerdem durchblutungsfördernd und regen auf sanfte Art den Hautstoffwechsel unserer Haut an. So vorbereitet, gelangen Pflegestoffe viel einfacher an ihren Wirkungsort.
Fett am Tag und Feuchtigkeit in der Nacht. Während im Sommer die Haut tagsüber eher “durstig ist” und es vor Allem wichtig ist, sie mit leichten Fluids zu unterstützen, bedarf es im Winter eines zusätzlichen Verdunstungsschutzmantels, der die Kälte blockiert. Die Lösung sind Barrierecremes. Diese arbeiten auf einer Wasser-in-Öl-Emulsion, um die Haut zu “versiegeln”. Moderne Barrierecremes legen sich dabei nicht wie ein Film über die Haut, sondern lassen sie atmen. Der Grund: Die emulgierten Fette dringen in das obere Membrangefüge ohne dabei die Poren zu verschließen. Beispielsweise Stoffe wie Ceramide, Phytosterine und hydriertes Phosphatidylcholin sind anders als bisher zum Einsatz gekommene Emulgatoren in der Lage, selbst Membranen aufzubauen. So bleibt die Haut geschmeidig und weich. Dennoch läuft man nicht Gefahr, dass das Wasser in den oberen Hautschichten gefriert und Microgefäße platzen lässt. In der Nacht ist es dann von Vorteil nach einer gründlichen Reinigung, der Haut besonders viel Feuchtigkeit zu zuführen. Ziel von Feuchtigkeitscremes ist es, eine individuell normale Hautfeuchte zu stabilisieren. So werden kleine Trockenfältchen unterdrückt bzw. aufgepusht. Die sogenannten Moisturizer und Fluids eignen sich auch gleichzeitig als Botenpräparate um zusätzliche Nähr- und Pflegesubstanzen in die Haut zu schleusen.
Prominente Wirkstoffe*:
Algenextrakte: Die in den Extrakten enthaltene Alginsäure erhöht zusammen mit verschiedenen Proteinen, Aminosäuren und Mineralsalzen die Hautfeuchte. Beim Syndrom des trockenen Auges kann beispielsweise der liposomale Fingertang-Extrakt (Laminaria digitata), bei geschlossenem Auge auf die Lider gesprüht, helfen.
Alginsäure (Algin): Das Polysaccharid wird aus Braunalgen gewonnen und besteht aus Mannuronsäure- und Guluronsäure-Einheiten. Sie dient als Konsistenzmittel und bildet auf der Haut einen feuchtigkeitsbindenden Film.
Alginsäurehydrolysate sind Bruchstücke der Alginsäure. Je kleiner ihre Größe, desto besser penetrieren sie in die obere Hornschicht, wo sie wie andere kurzkettige Kohlenhydrate Wasser binden.
Allantoin besitzt Strukturelemente des Harnstoffs, trägt daher auch zur Hautfeuchte bei und hemmt den Juckreiz.
Aloe vera: Die Gele der Aloe vera sind unter anderem reich an Aminosäuren, Polysacchariden und Mineralsalzen. Sie wirken entzündungshemmend und bilden feuchtigkeitserhaltende Filme auf der Haut.
Aminosäuren sind die wichtigsten Bestandteile des natürlichen NMF. Sie speichern Wasser sehr effektiv und stellen einen natürlichen Schutz der Haut gegen Stickoxide (Radikale) dar.
Ceramide sind elementarer Bestandteil der Barriereschichten und ein Grundelement laminar aufgebauter DMS-Cremes. Sie werden meist aus Hefe gewonnen.
Ectoin: Das wasserbindende Pyrimidinderivat erhöht die Irritationsschwelle der Haut und wird in Präparaten für die empfindliche Haut eingesetzt.
Glykolsäure ist die einfachste Alpha-Hydroxysäure (AHA), deren Natrium- und Kaliumsalze in Feuchtigkeitscremes zu finden sind.
Hyaluronsäure ist einer der bekanntesten hochmolekularen Moisturizer und entfaltet seine Aktivität an der Hautoberfläche. Zusammen mit Phosphatidylcholin wird Hyaluronsäure wie Algenextrakt zur Behandlung des trockenen Auges verwendet. In der Hautpflege dehnt Hyaluronsäure die Bandbreite niedrigmolekularer Moisturizer zu niedrigeren Luftfeuchten hin aus.
Milchsäure: Das Natriumsalz der Milchsäure (INCI: Sodium Lactate) ist Bestandteil des NMF und ein wirksamer Moisturizer.
Proteine aus pflanzlicher Quelle dienen als Ausgangsstoffe für Proteinhydrolysate, die je nach Herstellungsverfahren Proteinbruchstücke, d. h. Peptide oder Aminosäuren enthalten. Aus Proteinhydrolysaten werden Kondensate mit Fettsäuren (Proteinhydrolysatkondensate) hergestellt, die hervorragende Hautpflegeeigenschaften wie Hautglättung und Feuchtigkeitsbindung zeigen.
Urea (Harnstoff) gehört zum NMF. Harnstoff kann Wasserstoffbrücken aufbrechen. Daraus resultiert seine keratolytische Aktivität bei höheren Konzentrationen. Er ist unter anderem auch Bestandteil nicht austrocknender Puder und unterdrückt den Juckreiz.
Xanthan: Das Polysaccharid wirkt verdickend und erhöht die Gleitfähigkeit von Gelen. Es erzeugt einen Oberflächenfilm mit angenehmer Hautglättung – verbunden mit einer Feuchtigkeitsbindung. * Quelle: www.dermaviduals.de