Ich bin ich durch den Süden Portugals gereist, um neben den Bettenburgen in Albufeira, Lagos oder Portimão andere Übernachtungsmöglichkeiten zu suchen und zu finden. Denn an Portugals wunderschöner Algarve-Küste ist der Turismo rural, ein ländlicher Tourismus, an immer mehr Stellen zu finden. Und das ist gut so, denn diese Art von Tourismus orientiert sich nicht nur viel mehr an der Natur, sondern ist oftmals Teil von ihr und behandelt sie entsprechend.

ENDLOSE SCHÖNHEIT  DIE VICENTINA KÜSTE

WILDER  NATURPARK SÜDWEST

 Riecht es hier etwa nach Parfüm, fragte ich mich als erstes, nachdem sich das Tor zur „Quinta dos Perfumes“, zum „Landgut des Parfüms“, öffnet. Nein, tut es nicht. Stattdessen sehe ich Orangenbäume, so weit das Auge reicht. Klar, dass es beim Frühstück auf der schönen Terrasse frischen, köstlichen Orangensaft, hergestellt mit den eigenen Früchten, gibt. Warum diese Quinta so heißt wie sie heißt? Weil hier in den 1950er und 1960er Jahren aus Malvenblüten Essenzen für die Parfümherstellung gewonnen und destilliert wurde. „1975 hat mein Großvater die Quinta gekauft und Weintrauben angebaut“, erklärt Besitzer Pedro Estrela. 2003 übernahm sein Vater und entschied sich für den Orangenanbau. Pedro leitet die „Quinta dos Perfumes“ nun in dritter Generation.


SCHLICHTE ELEGANZ  – AUF DER „QUINTA DOS PERFUMES“

 Das leicht zu findende Hotel liegt zwar direkt an der N125, aber doch so weit genug weg von der stark befahrenen Nationalstraße, die von der Westküste der Algarve bis zur spanischen Grenze im Osten führt, dass diese nicht als besonders störend empfunden wird. Zum Meer ist es nicht weit, die Praia de Cabanas liegt nur wenige Kilometer vom Landgut entfernt. Auch lässt sich abends auf einer erhöht gebauten Promenade wunderbar am Wasser entlang in Cabanas flanieren – und dinieren, etwa im Restaurant „Pedro“. Frischer Fisch und köstliche Desserts locken.

 Auch zur wunderschönen Stadt Tavira sind es nur einige Kilometer. Aber wer die 36 Hektar große „Quinta dos Perfumes“ wählt, wählt auch die Ruhe. Um herrlich am kleinen, feinen Salzwassserpool inmitten von Orangenbäumen zu relaxen oder oben auf der Dachterrasse des 2017 erst in Betrieb genommenen Hauptgebäudes, in dem sich früher die Parfümfabrik befand, die schöne Aussicht zu genießen.

HIER TICKEN DIE UREN LANGSAMER – TAVIRA 
IM ZAUBERGARTEN DES „QUINTA DOS PERFUMES“

Ruhe garantiert auch die nur geringe Anzahle der Zimmer, 15 sind es derzeit insgesamt. Sechs davon sind als Studios mit Kitchenette in einem kleinen Gebäude konzipiert. Sechs weitere der neun Doppelzimmer im ersten Stock des Hauptgebäudes haben direkten Meerblick. Wunderschön!

Vor fünf Jahren erst entschied sich Pedro Estrela, das Areal nicht nur agrarwirtschaftlich zu nutzen, sondern auch als Hotel. Ein kleines Wachstum dieses Sektors kann er sich für die Zukunft vorstellen. „Aber nicht mehr als 24 Zimmer insgesamt. Wir möchten ein besonderes Hotel mit hoher Qualität bleiben“. Mit Frühstück aus Zutaten zumeist aus dem eigenen Garten. Mit Raum für Ruhe und Entspannung pur. Mit Angestellten, die immer versuchen besondere Wünsche des Gastes zeitnah zu realisieren.
Auch das „Vila Valverde“ Design & Country Hotel nur wenige Kilometer von Lagos entfernt, hat nur 15 Zimmer und die sind ziemlich exklusiv eingerichtet. Mit Boden aus Marmor, unterlegt mit Fußbodenheizung für den Winter oder schwarzen Schieferplatten im mit einer Glaswand versehenen, offen gehaltenen Badezimmer. Nur Toilette und Bidet sind mit einer Tür zu verschließen. Die vier Superior-Zimmer sind noch größer und teils mit Badewanne direkt vor dem Bad ausgestattet, aber auch die normalen Doppelzimmer sind luxuriös und groß genug.

LANDIDYLL FÜR AUSSTEIGER AUF ZEIT – „VILA VALVERDE“

Abends auf der eigenen oder der Gemeinschaftsterrasse zu sitzen und in die ruhige Natur zu schauen – herrlich. Denn das Gelände ist satte 53 Hektar groß und bis auf Fisch und Fleisch wird alles, was es in dem Hotel zu essen gibt, selbst auf dem Gelände angebaut oder hergestellt. Die Orangen, die Feigen, die Oliven, das Olivenöl oder die köstliche Marmeladen.
Ein Indoor- und ein Außenpool können beide ohne Chemie, sprich Chlor betrieben werden, weil das Hotel über eine eigene Wassermine verfügt. Sauna, Wellness, alles ist möglich im „Vila Valverde“. Der Strand des Örtchens Luz ist nur knapp einen Kilometer entfernt, das trubelige Lagos etwa vier Kilometer. Jede Menge schöner Strände locken, aber das Hotel lädt auch ein dort Zeit zu verbringen. Seele baumeln lassen, ein Buch lesen, dafür ist das „Vila Valverde“ ideal. Luís Tavares hat aus seinem 2004 eröffneten Hotel eine superangenehme Oase der Gelassenheit geschaffen. Der Portugiese hat aus einem ehemaligen, heruntergekommenen Bauernhof aus dem 19. Jahrhundert das einzige Fünf-Sterne-Landhotel unter dem Siegel Turismo rural an der gesamten Algarve geschaffen. Kaum zu glauben, dass in den heutigen Zimmern früher zum Teil Schweineställe waren. Fußballgrößen wie Luís Figo oder David Beckham verbrachten hier schon zusammen mit ihren Gattinnen ein Wochenende.

DIE BERÜHMTEN KORKEICHEN AM ALENTEJO


DÖRFLICH BUNT – DAS REFUGIUM „MONTE GIESTAL“

Von der Algarve ist es nicht weit bis zum Alentejo, einer Region, die noch viele Ecken bietet, wo man sich nicht vom Massentourismus erdrückt fühlt. In den Landhäusern von „Monte do Giestal“, nur etwa 20 Kilometer von der besuchenswerten Stadt Santiago do Cacém entfernt, fühlt man sich noch völlig frei, liegen die zehn Häuser doch mitten in der Natur. Die nächste Straße ist über einen Kilometer entfernt. Es grüßen zwei Esel, von weitem hört man leise die Glocken der Schafe, die diese um den Hals tragen, und das ist es schon an Geräuschen.
Die klimatisierten Häuser sind großzügig ausgestattet, mit Wohnzimmer, Küche, Tageslichtbad und zwei Schlafzimmern. Sogar ein offener Kamin befindet sich in den Häusern für die kalten Tage. Zwei Parteien teilen sich ein Haus, vom Nachbarn hört man somit im Haus nichts. Ruhe total. Es gibt einen Außen- und ein Innenpool, ein wirklich sehr schön eingerichtetes SPA-Center, mit Sauna, türkischem Dampfbad,
Massagepool, Massageraum, Fitnessraum. Besonders im Winter sicher ein perfekter Ort, um einige Stunden zu verbringen.

DAS MUSEUM VON ABELA IN DEN LEUCHTENDEN FARBEN DER REGION


IN DER ALTSTADT VON SANTIAGO DO CACÉM LÄST ES SICH HERRLICH ENTSPANNEN

Das leckere Frühstück ist zwar die einzige Mahlzeit, die das „Monte do Giestal“ anbietet, aber im nur wenigen Kilometer entfernten Dorf Abela gibt es das kleine Restaurant „Cantinha do Petisco“ wo man zu äußerst fairen Preisen authentisch und gut essen kann. In der Rezeption des „Monte do Giestal“ liegt eine Speisekarte aus und man kann sich sein Menü vorbestellen lassen. Vor allem Spezialitäten wie wilder Hase müssen einen Tag vorher geordert werden. Es lohnt sich! Besitzerin Guida Silva holt sogar höchstpersönlich das vorbereitete Essen ab und bringt es auf Wunsch ihren Gästen in die Häuser.
70 Hektar umfasst das Grundstück des „Monte do Giestal“, das einst den Großeltern von Guida Silva gehörte. Sie ließ dann rund um das bereits existierende Hauptgebäude mit der Rezeption und dem Frühstücksraum die zehn Häuser erbauen. Alle tragen Namen von Bäumen und deren Früchten. Und überall, im
Hauptgebäude, in den Häusern und auch im SPA finden sich eigens Angefertigtes, Lampen, Hinweisschilder, sogar Sitzmöglichkeiten aus Kork. Denn der Korkbaum ist der Baum der Region und der „Monte do Giestal“ ist umringt von Korkbäumen. Die vor sieben Jahren eröffnete familienfreundliche Anlage, am Pool kann es deshalb
auch mal lauter werden, ist die ideale Unterkunft für diejenigen, die mitten in und mit der Natur Tage verbringen möchten. Sich unter einem mächtigen, geschätzt 500 Jahre alten Korkbaum das Ja-Wort zu geben, auch das wird inzwischen immer wieder beim „Monte do Giestal“ angefragt. Und viel romantischer kann man einen
gemeinsamen Lebensabschnitt kaum beginnen.

Published by Christoph Giese

Christoph Giese ist als freier Autor u.a. für die WAZ-Gruppe, den Westfälischen Anzeiger und das Medienhaus Bauer tätig. Speziell als Musikjournalist macht er sich seit ca. 20 Jahren einen Namen und veröffentlicht regelmäßig Beiträge in Magazinen wie „Jazzthetik“ und „Jazz thing“.

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